02.09.2011
Tag des offenen Denkmals

Die Dittmannsdorfer Kirche

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ist eine der ältesten Sakralbauten der Region. Erbaut zwischen 1170 und 1250 als Kapelle St. Nikolaus im romanischen Stil am „Böhmischen Steig“. Zu damaliger Zeit war diese Kirche vor allem eine Wegekapelle für Handelsleute, die auf der Straße von Halle-Leipzig-Rochlitz- Hilbersdorf- Dittmannsdorf- Zschopau unterwegs waren, rasteten hier, um im Gebet neue Kraft zu schöpfen.


Erweiterung zur Dorfkirche

Als das kleine Gotteshaus mehr und mehr die Funktion einer Dorfkirche übernahm, machten sich Erweiterungsbauten erforderlich, die im gotischen Stil ausgeführt wurden. So wurde im 15. Jahrhundert ein Chorraum (Altarraum) angebaut, der das Hauptschiff nach Osten abschließt. Zu beachten ist das Deckengemälde mit dem hebräischen Jahwe. Auch die Sakristei und das Aufsetzen des Dachreiters sind diesem Zeitraum zuzuordnen. Fast in der Mitte des nahezu quadratischen Kirchenschiffes befindet sich eine mächtige Säule. Sie besteht nicht aus Stein, sondern ist ein zugerichteter und marmoriert bemalter Baumstamm. Er nimmt den Druck der Dachkonstruktion und des Dachreiters auf, eine Bauweise, die nur selten anzutreffen ist.

Sanierungsarbeiten

Umfangreiche Sanierungsarbeiten fanden 1995 ihren Abschluss. Sie wurden finanziert durch das Landeskirchenamt, das Amt für ländliche Neuordnung, das Amt für Denkmalpflege und nicht zuletzt durch Spendengelder, insbesondere von der Partnergemeinde Apensen in Niedersachen.

Der Flügelaltar

Eine besondere Form des Altarbildes ist der Flügelaltar. Er besteht aus 4 Teilen, dem Mittelschrein, den beiden Flügeln und der Predella (Fußstück, dass den Flügelaltar trägt).
Die Flügel lassen sich umklappen, so dass die Rückseiten der Flügel sichtbar werden.
Geöffnet ist der Altar von Ostersonntag bis Sonntag Estomihi zu sehen. Mit Beginn der Passionszeit am Sonntag Invocavit
(Ende Februar bzw. Anfang März) werden die Flügel geschlossen.

Das Altarbild

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Die Bilder des Flügelaltares wurden 1497 von Hans Hesse gemalt, dem Maler des Annaberger Bergaltares mit der Dreieinigkeit Gottes im Mittelpunkt „Santa Trinitatis“. 4 Engel halten einen runden Spiegel, den Spiegel der Dreifaltigkeit. Es ist ein Spiegel, in dem wir Gott schauen. Auf dem Gnadenstuhl sitzen rechts Gott, der Vater, links der Sohn Jesus Christus. Beide sind verbunden durch das Symbol des Heiligen Geistes, der Taube. Mit ihren Flügelspitzen berührt sie jeweils den Heiligenschein an den Häuptern der dargestellten. Aber diese Taube ist im Begriff, zu uns herauszufliegen. Der Heilige Geist, die Kraft der Liebe Gottes, will zu uns kommen.

Die Bilder an den Seitenflügeln

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1. Links oben: Die Jungfrau Maria mit dem Kind 
2. Rechts oben: Anna, die Mutter Marias mit dem Jesuskind (Anna selbdritt) 
3. Links unten: Der Heilige Hieronymus - lateinischer Kirchenvater und Kirchenlehrer, 
4. Rechts unten: Der Evangelist Johannes, der Verfasser der Offenbarung. Da sitzt der Jünger Johannes, der Apostel, der Älteste und schreibt, was ihn Gott sehen lässt. – Der Adler ist stets dem Johannes zugeordnet.

Die Glocken

Vor dem 1. Weltkrieg hatte Dittmannsdorf 3 Glocken, die große und mittlere von 1780 und die kleine Glocke mit der Aufschrift „Nicolaus“ von ca. 1450. 1917 musste die mittlere Glocke für den Krieg abgegeben werden.
1932 erhielt die Kirche eine neue Glocke (Gustav-Adolf-Glocke).
1942 wurden die beiden größeren Glocken ein Opfer des 2. Weltkrieges.
1948 erhielt die Kirche 3 neue Glocken (A-Dur-Dreiklang). Die als Aufschriften Verse von Gerhard Fritzsche und die Namen ihrer Stifter tragen. Die kleine Glocke hängt auch heute noch im Turm.

Das Innere der Kirche

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Im Jahre 1922 wurde das Innere der Kirche von den Nachkommen des Kommerzienrates Bruno Sieler nach Plänen des Dresdner Professors Paul Rößler kunstvoll erneuert. Alte Malereien im Renaissance-Stil wurden freigelegt und aufgefrischt. Die Farben blau, weiß und golden kehren an Kanzel, Emporen und am Orgelprospekt regelmäßig wieder. Besonders zu beachten sind die stilisierten Granatapfelbäume an der Kanzel.
 
Die Orgel
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Auf der Empore gegenüber dem Chorraum befindet sich die im Jahre 1882 von Carl Eduard Schubert gebaute Orgel. Das Spielpult ist aus Platzgründen dem Kirchenraum zugewandt. Gottfried Silbermann galt hier im Orgelbau als Vorbild. 

Carl Eduard Schubert: geboren 1830, erlernte das Tischhandwerk und den Orgelbau. Er hatte als Kind die Gelegenheit, die Freiberger Silbermann-Orgeln zu erleben. Sie blieben ihm lebenslang wegweisend. Einer der wenigen Orgelbauer, die bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts an den bewährten Grundsätzen gedie-gener Materialqualität und gewissenhafter Handwerksarbeit festhielten, war Carl Eduard Schubert. Bereits 1857 baute er sein erstes Werk in Rossbach (Hranice), dem bis 1889 weitere 17 Orgeln folgten, darunter auch Marienberg. Schuberts Tragik war es, dass er mit seinen Qualitätsgrundsätzen nicht mit der kapitalistischen Entwicklung Schritt halten konnte, die sich seit den 70-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchzusetzen begann. Geschäftstüchtig war Schubert nie. Er hatte schwer um seine Existenz zu ringen. Er schied am 11. Januar 1900 aus dem Leben. Zuletzt wohnte er in Jößnitz mit einem wöchentlichen Almosen von 3 Mark. 

Im Jahr 2002 begann eine umfassende Sanierung der Orgel, ausgeführt von der Firma Wünnig Großolbersdorf, die vom Landeskirchenamt, der Denkmalpflege, und Spenden der Gemeinde finanziert wurde.

Zuarbeit - Text: Herr Köbsch

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